Die Dissertation „Rosi Wolfstein und Paul Frölich. Transnationale Linke des 20. Jahrhunderts“ wurde von Mai 2017 bis Oktober 2020 unter der Betreuung von Prof. Dr. Mario Keßler und Prof. Dr. Frank Jacob an der Universität Potsdam erstellt. Sie ist dem Fachbereich „Neueste Geschichte“, konkret der Geschichte der Arbeiterbewegung zugeordnet.
Die Forschungsfrage lautet: Wie wurden die Geschicke deutscher und internationaler Geschichte in den Phasen des Kaiserreichs, des Ersten Weltkrieges, der Weimarer Republik, der Nazi-Diktatur, der unmittelbaren Nachkriegszeit und der (frühen) Bundesrepublik von Rosi Wolfstein und Paul Frölich mitgestaltet, welche persönlichen oder politischen Kontakte, Posten oder allgemeinen Umstände waren dabei entscheidend und wie lässt sich dieses Informationskonstrukt mithilfe der Historischen Netzwerkforschung anschaulich vermitteln.
Dabei werden mit der Arbeit verschiedene Ziele verfolgt. Biographiegeschichtlich soll den beiden Protagonisten eine plastische Rekonstruktion gewidmet werden, um ihr Handeln und Wirken für die Nachwelt zu manifestieren. Ferner kann auf wissenschaftlicher Ebene einerseits ein innovativer Zugang zur kaum definierten Gattung der „Doppelbiographie“ gewährleistet werden, während andererseits ein Netzwerk von geschätzt mehr als 1.000 Personen den künftigen Zugang zur Geschichte der Arbeiterbewegung im 20. Jahrhundert um einen großen Schritt voranbringen könnte. Die Hauptthese ist, dass Paul Frölich und Rosi Wolfstein einen weitaus größeren Beitrag zur Politikgeschichte geleistet haben als dies momentan angenommen wurde.
Das New Yorker Netzwerk (1941-1950)

Methodisch konnte hier eklektisch auf bewährtes, aber auch neuartiges Handwerkszeug zurückgegriffen werden. So bot sich bei der Gegenüberstellung einzelner Ereignisse aus den Vitae Wolfstein/Frölich mit anderen die historische Komparation an. Für Abschnitte, die bspw. nicht durch Primärquellen belegt sind, konnten mithilfe von Sekundärquellen und dem Rekonstruktivismus diverse Überlieferungslücken überbrückt werden. Ferner entstand durch diese und weitere Herangehensweisen eine historische Narration, die sich auf Grundlage der Netzwerkforschung nicht als ein bloßes Nachskizzieren chronologischer Ereignisgeschichte versteht, sondern völlig neue und bisher noch unbekannte Zugänge zu beinahe einem Jahrhundert deutscher und internationaler Geschichte liefert. Geeignete Theorien von Arendt, Benjamin, Bourdieu u. a. wurden anstelle eines eigenen Kapitels in den Fließtext eingeflochten.
Zeitzeugengespräche wurden hierzu mit Prof. Dr. Theodor Bergmann, Prof. Dr. Annelies Laschitza sowie mit Paul Frölichs Tochter Edda Tasiemka (London) – jeweils kurz vor deren Tod – geführt. Weitere Gespräche fanden mit PD Dr. Ludger Heid, Ottokar Luban u. e. m. statt.
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